Der C. S. Lewis Adventskalender – 9/24

Die Bibel ist in all ihren Aussagen verständlich und eindeutig! Sie ist klar und deutlich!

Wenn es nur so wäre… Dann bräuchte es vermutlich keine Theologen mehr und all die vielen Konfessionen würden sich in Luft auflösen und wieder zu einer einzigen Kirche zusammenwachsen. Wie schön das doch wäre!

Die Realität sieht anders aus. Immer wieder kommen Christen mit gegensätzlichen Aussagen und begründen diese womit? Mit der Bibel! Allein dieser Umstand sollte verdeutlichen, dass manche Passagen der Bibel eben nicht so eindeutig und klar sind. Sie ist es wohl in ihren Kernaussagen, die alle Christen miteinander verbindet (u.a. der Bedeutung des Todes und der Auferstehung Jesu), jedoch nicht in jeder einzelnen Frage, die Menschen so umtreibt. Sicherlich handelt es sich dabei oft um eher zweitrangige Themen, aber das ändert ja nichts an der Feststellung, dass die Bibel ab und zu uneindeutig bzw. auf verschiedene Art und Weise auslegbar ist. Dabei bleibt am Ende Gott derjenige, der sich der rechten Auslegung bewusst ist und darüber urteilen darf!

Auch Lewis war sich der Vielfalt an unterschiedlichen Bibelauslegungen und Bibelverständnissen bewusst, eben weil manche Aussagen für uns heutzutage nicht mehr so einfach zu verstehen sind. Einen möglichen Grund dafür bringt Lewis auf eine Weise zum Ausdruck, die mich immer wieder neu zum Schmunzeln bringt:

„Ich bin bestimmt nicht der einzige Leser, der sich je gefragt hat, warum Gott, der ihm [Paulus] doch so viele Gaben verliehen hat, ihm ausgerechnet die vorenthalten hat, die wir für den ersten christlichen Theologen für unverzichtbar gehalten hätten, nämlich die Gabe der Klarheit und der geordneten Darlegung.“

Dazu noch ein zweites Zitat, über das man einmal nachdenken kann. Im Kontext ging es Lewis dabei v.a. um gewisse allegorische Auslegungen diverser Bibelpassagen:

„Das, was wir sehen, wenn wir meinen, wir blickten in die Tiefen der Heiligen Schrift, ist vielleicht manchmal nur das Spiegelbild unserer eigenen dummen Gesichter.“[1]


[1] Clive Staples Lewis. Das Gespräch mit Gott: Beten mit den Psalmen. Brunnen: Gießen, 20193. Erstes Zitat: S. 125. Zweites Zitat: S. 133.