Der C. S. Lewis Adventskalender – 22/24

Lewis über die Wirklichkeit und das Christentum:

„Die Wirklichkeit ist meistens ganz anders, als wir vermutet hätten. Das ist einer der Gründe, weshalb ich dem Christentum glaube. Es ist eine Religion, die man sich nicht hätte ausdenken können. Würde uns der christliche Glaube ein Weltbild vermitteln, das genau unseren Erwartungen entspricht, so würde ich ihn für menschliche Erfindung halten. Tatsächlich aber gehört er zu den Dingen, die man nicht hätte erfinden können.“[1]


[1] Clive Staples Lewis. Pardon, ich bin Christ: Meine Argumente für den Glauben. Brunnen: Gießen, 201221. S. 48.

Der C. S. Lewis Adventskalender – 5/24

Manche Menschen erkennen zwar nicht an, dass Jesus Gott ist, doch sie wollen ihm wenigstens zugestehen, dass er ein guter Morallehrer war. Alles darüber hinaus empfinden sie als unsinnig. Lewis vertrat dahingehend eine geradezu entgegengesetzte Meinung:

„Wir alle wissen, wie ein Mensch ihm angetanes Unrecht vergibt. Jemand tritt mir auf den Fuß, und ich verzeihe ihm; jemand stiehlt mir mein Geld, und ich vergebe ihm. Was aber würden wir von einem Menschen halten, der – selber unberaubt und unbehelligt – verkündet, er vergebe allen, die anderen Leuten auf die Füße treten und anderer Leute Geld stehlen? Eselsdumme Albernheit wäre noch die zarteste Umschreibung für ein derartiges Verhalten.

Und doch hat Jesus eben dies getan. Er sagte den Menschen, ihre Sünden seien ihnen vergeben, ohne erst alle die anderen zu fragen, denen sie mit ihren Sünden Unrecht getan hatten. Er verhielt sich einfach so, als sei er der am meisten Betroffene, als sei er derjenige, demgegenüber man sich am meisten vergangen habe. Das ist jedoch nur dann verständlich, wenn er wirklich der Gott ist, dessen Gesetze gebrochen und dessen Liebe durch jede Sünde verletzt wird. Im Mund jedes anderen, der nicht Gott ist, würden diese Worte doch wohl ein Maß von Einfältigkeit und Einbildung zum Ausdruck bringen, das in der Geschichte seinesgleichen suchen müßte.

Dennoch (und das ist ebenso eigenartig wie bedeutsam) gewinnen nicht einmal seine Feinde, wenn sie die Evangelien lesen, den Eindruck von Einfältigkeit und Einbildung. Viel weniger noch die vorurteilsfreien Leser. Christus sagt, er sei ‚demütig und sanftmütig‘, und wir glauben ihm, ohne zu merken, daß wir – wäre er nichts als ein Mensch – wohl nur wenige seine [sic!] Aussagen als ‚demütig und sanftmütig‘ bezeichnen würden.

Ich möchte damit jedermann vor dem wirklich dummen Einwand bewahren, er sei zwar bereit, Jesus als großen Morallehrer anzuerkennen, nicht aber seinen Anspruch, Gott zu sein. Denn gerade das können wir nicht sagen. Ein bloßer Mensch, der solche Dinge sagen würde, wie Jesus sie gesagt hat, wäre kein großer Morallehrer. Er wäre entweder ein Irrer – oder der Satan in Person. Wir müssen deshalb entscheiden: Entweder war – und ist – dieser Mensch Gottes Sohn, oder er war ein Narr oder Schlimmeres. Wir können ihn als Geisteskranken einsperren, wir können ihn verachten oder als Dämon töten. Oder wir können ihm zu Füßen fallen und ihn Herr und Gott nennen. Aber wir können ihn nicht mit gönnerhafter Herablassung als einen großen Lehrer der Menschheit bezeichnen. Das war nie seine Absicht; diese Möglichkeit hat er uns nicht offen gelassen. […] So stehen wir nun vor einer erschreckenden Alternative. Entweder war (und ist) dieser Mann, von dem wir reden, genau der, der er zu sein behauptete, oder er war ein Irrer, wenn nicht Ärgeres. Nun scheint es mir allerdings klar, daß er weder ein Irrer noch ein Teufel war; das bedeutet dann aber, daß ich anerkennen muß, daß er Gott war und ist – auch wenn mir das seltsam oder furchterregend oder einfach unwahrscheinlich vorkommt. Gott ist in menschlicher Gestalt auf diese feindbesetzte Erde gekommen.“[1]


[1] Clive Staples Lewis. Pardon, ich bin Christ: Meine Argumente für den Glauben. Brunnen: Gießen, 201221. S. 56-58.

Der C. S. Lewis Adventskalender – 3/24

„Kirche hat man früher gebraucht.“ So lautete einmal eine Antwort eines guten Freundes von mir auf die Frage, was Kirche denn für ihn sei. Ich denke, dass viele Menschen diesen Satz unterstreichen könnten. Eventuell würden sie ihn sogar abwandeln und sagen: „Glauben hat man früher gebraucht.“

Der Glaube an Jesus Christus gilt für bestimmte Personen heutzutage als überholt. Doch ist ein „Überholtsein“ gleichzusetzen mit „Falschsein“? Ein Freund von Lewis radierte diese Vorstellung aus dessen Kopf:

„Zuerst machte er kurzen Prozeß mit dem, was ich meinen ‚chronologischen Snobismus‘ genannt habe: dem unkritischen Annehmen des intellektuellen Klimas, das in unserer eigenen Zeit verbreitet ist, und der Annahme, daß alles, was nicht mehr aktuell ist, aus diesem Grunde diskreditiert sei. Man muß herausfinden, warum es nicht mehr aktuell ist. Wurde es je widerlegt (und wenn ja, von wem, wo und wie schlüssig) oder kam es einfach aus der Mode? Ist das letztere der Fall, so sagt das nichts darüber, ob es wahr oder falsch ist.“[1]


[1] Clive Staples Lewis. Überrascht von Freude. Brunnen: Gießen, 2007. S.251.

Der C. S. Lewis Adventskalender – 1/24

Es ist sehr interessant, welche Vorstellungen heutzutage über das Christentum existieren. Viele davon haben mit der eigentlichen Sache wenig zu tun. Teilweise liegt das daran, dass sich Nichtchristen nicht richtig informieren. Für andere (falsche) Ansichten sind wir Christen (leider) selbst verantwortlich. Gerade deshalb ist eine gute Definition besonders wichtig. C. S. Lewis bringt den christlichen Glauben so auf den Punkt:

„Der Kernpunkt des christlichen Glaubens besteht […] darin, daß uns der Tod Christi irgendwie mit Gott versöhnt und die Möglichkeit zu einem Neubeginn gegeben hat. Theorien darüber – und es gibt unzählige -, wie das geschieht, sind ein anderes Problem. Aber alle Christen sind sich darüber einig, daß Christi Tod dies bewirkt. […] Uns wird gesagt, daß Christus für uns getötet wurde, daß sein Tod unsere Sünden weggewaschen und den Tod selbst zunichte gemacht hat. Das ist die Formel. Das ist das Christentum. Das müssen wir glauben. Daneben sind all unsere Versuche, zu erklären, auf welche Weise Christi Tod das bewirkt, nebensächlich. Sie sind nichts weiter als Pläne, Hilfsmittel, die wir beiseite legen sollten, wenn sie uns nichts nützen, und die, selbst wenn sie uns nützen, nicht mit der Sache selbst verwechselt werden dürfen.“[1]


[1] Clive Staples Lewis. Pardon, ich bin Christ: Meine Argumente für den Glauben. Brunnen: Gießen, 201221. S. 58. 60.