Der C. S. Lewis Adventskalender – 15/24

Lewis war viele Jahre lang Atheist. Rückblickend bezeichnet er den Atheismus allerdings als „zu einfach“.

„Mein Argument gegen die Existenz Gottes lautete, die Welt sei grausam und ungerecht. Woher aber hatte ich meine Vorstellung von gerecht und ungerecht? Man kann eine Linie erst dann als krumm bezeichnen, wenn man weiß, was gerade Linien sind. Womit verglich ich diese Welt, wenn ich sie ungerecht nannte? Wieso konnte ich, der ich doch Mitakteuer war, so heftig reagieren, wenn das ganze Theater, was wir Welt nennen, ohnehin von A bis Z schlecht und sinnlos war? Ein Mensch fühlt sich naß, wenn er ins Wasser fällt, weil er kein Meerestier ist; ein Fisch empfindet anders.

Natürlich hätte ich sagen können, meine Vorstellung von Gerechtigkeit sei lediglich meine eigene, private Idee, aber damit hätte ich sie praktisch aufgegeben. Dann wäre auch mein Argument gegen Gott in sich zusammengefallen, denn es beruhte ja darauf, daß die Welt tatsächlich ungerecht ist, und nicht nur darauf, daß sie nicht meinen Vorstellungen entspricht. Gerade als ich dabei war zu beweisen, daß es Gott nicht gibt – mit anderen Worten, daß die Welt von Grund auf sinnlos ist-, sah ich mich gezwungen, einen Teil der Wirklichkeit – nämlich meine Vorstellung von Gerechtigkeit – als sehr sinnvoll gelten zu lassen.

Damit aber erweist sich der Atheismus als zu einfach. Denn wenn die ganze Welt tatsächlich ohne Sinn wäre, dann hätten wir selbst gar keine Möglichkeit, dies zu begreifen. Gäbe es kein Licht in dieser Welt und darum auch keine Lebewesen mit Augen, um das Licht zu sehen, wir würden niemals wissen, daß es dunkel ist. Dunkel wäre ein Wort ohne Bedeutung.“[1]


[1] Clive Staples Lewis. Pardon, ich bin Christ: Meine Argumente für den Glauben. Brunnen: Gießen, 201221. S. 46.