Der C. S. Lewis Adventskalender – 7/24

Viele Jahre lang hatte Lewis sich vehement gegen den Glauben an Gott gewehrt. Er beschreibt sein Leben sinngemäß als ein fortwährendes Davonlaufen vor Gott. Doch irgendwann konnte er nicht mehr davonlaufen und er wurde von Gott eingeholt. Lewis beschreibt es so:

„Sie müssen sich vorstellen, wie ich allein Abend für Abend in jenem Zimmer in Magdalen saß und, wann immer mein Geist sich auch nur für eine Sekunde von meiner Arbeit erhob, das stetige, unaufhaltsame Nahen dessen spürte, dem nicht zu begegnen ich mir so ernstlich wünschte. Was ich so sehr fürchtete, hatte mich endlich eingeholt.

In Trinity Term 1929 lenkte ich ein und gab zu, daß Gott Gott war, und kniete nieder und betete; vielleicht in jener Nacht der niedergeschlagenste und widerwilligste Bekehrte in ganz England.

Ich sah damals noch nicht, was mir heute als das Leuchtendste und Offensichtlichste erscheint; nämlich die göttliche Demut, die einen Bekehrten selbst unter solchen Bedingungen annimmt. Der verlorene Sohn ging wenigstens auf seinen eigenen Füßen nach Hause. Doch wer könnte jene Liebe gebührend anbeten, die die hohen Tore einem Abtrünnigen öffnet, der um sich tretend, sich windend, trotzig und in allen Richtungen nach einer Chance zur Flucht Ausschau haltend hereingebracht wird?

Die Worte compelle intrare, zwinge sie einzutreten, sind von bösen Menschen so mißbraucht worden, daß uns bei ihnen schaudert; doch richtig verstanden loten sie die Tiefe der Gnade Gottes aus. Die Härte Gottes ist freundlicher als die Weichherzigkeit der Menschen, und sein Zwang ist unsere Befreiung.“[1]


[1] Clive Staples Lewis. Überrascht von Freude. Brunnen: Gießen, 2007. S. 274.

Der C. S. Lewis Adventskalender – 6/24

Von manchen Dingen, die man in seinem Leben liest, fühlt man sich sofort ertappt. Als hätte der Autor die jeweiligen Worte speziell für einen selbst geschrieben. Ähnlich erging es mir mit folgender Passage aus Pardon, ich bin Christ:

„[I]ch sollte nie fragen: ‚Gefällt mir diese Art Gottesdienst?‘, sondern: ‚Sind die Lehrsätze wahr? Finde ich hier Heiligkeit? Drängt mich mein Gewissen hierhin? Ist mein Widerwille gegen diese Tür [= Gemeinde] meinem Stolz oder bloß meinem Geschmack oder meiner persönlichen Abneigung gegen den Türhüter [= Gemeindeleiter] zuzuschreiben?‘“[1]

Es gibt sicherlich viele christliche Gruppierungen, denen ich aus inhaltlichen/theologischen Gründen fern bleibe und von denen ich mich bewusst distanziere. Doch ebenso besuche ich viele Gottesdienste und Gemeinden nicht, weil mir die Art und Weise ihrer Gottesdienste nicht zusagt. Es muss Vorsicht geboten werden, Letzteres nicht mit einer theologisch relevanten Debatte zu verwechseln. Gemeindestil und Gemeindelehre sind zwei Paar Schuhe und verdienen eine unterschiedliche Gewichtung. Sicherlich geht ab und zu beides Hand in Hand, doch wir sollten nicht vorschnell über Glaubensgeschwister urteilen, nur weil sie eine andere Art haben, Gott zu begegnen. Denn gerade in der Vielfalt an Möglichkeiten der Gottesbegegnung wird doch die Größe Gottes erkennbar! So bleibt das heutige Zitat Lewis‘ für mich eine immer wiederkehrende Ermahnung im Umgang mit anderen Gemeinden.


[1] Clive Staples Lewis. Pardon, ich bin Christ: Meine Argumente für den Glauben. Brunnen: Gießen, 201221. S. 16.

Der C. S. Lewis Adventskalender – 5/24

Manche Menschen erkennen zwar nicht an, dass Jesus Gott ist, doch sie wollen ihm wenigstens zugestehen, dass er ein guter Morallehrer war. Alles darüber hinaus empfinden sie als unsinnig. Lewis vertrat dahingehend eine geradezu entgegengesetzte Meinung:

„Wir alle wissen, wie ein Mensch ihm angetanes Unrecht vergibt. Jemand tritt mir auf den Fuß, und ich verzeihe ihm; jemand stiehlt mir mein Geld, und ich vergebe ihm. Was aber würden wir von einem Menschen halten, der – selber unberaubt und unbehelligt – verkündet, er vergebe allen, die anderen Leuten auf die Füße treten und anderer Leute Geld stehlen? Eselsdumme Albernheit wäre noch die zarteste Umschreibung für ein derartiges Verhalten.

Und doch hat Jesus eben dies getan. Er sagte den Menschen, ihre Sünden seien ihnen vergeben, ohne erst alle die anderen zu fragen, denen sie mit ihren Sünden Unrecht getan hatten. Er verhielt sich einfach so, als sei er der am meisten Betroffene, als sei er derjenige, demgegenüber man sich am meisten vergangen habe. Das ist jedoch nur dann verständlich, wenn er wirklich der Gott ist, dessen Gesetze gebrochen und dessen Liebe durch jede Sünde verletzt wird. Im Mund jedes anderen, der nicht Gott ist, würden diese Worte doch wohl ein Maß von Einfältigkeit und Einbildung zum Ausdruck bringen, das in der Geschichte seinesgleichen suchen müßte.

Dennoch (und das ist ebenso eigenartig wie bedeutsam) gewinnen nicht einmal seine Feinde, wenn sie die Evangelien lesen, den Eindruck von Einfältigkeit und Einbildung. Viel weniger noch die vorurteilsfreien Leser. Christus sagt, er sei ‚demütig und sanftmütig‘, und wir glauben ihm, ohne zu merken, daß wir – wäre er nichts als ein Mensch – wohl nur wenige seine [sic!] Aussagen als ‚demütig und sanftmütig‘ bezeichnen würden.

Ich möchte damit jedermann vor dem wirklich dummen Einwand bewahren, er sei zwar bereit, Jesus als großen Morallehrer anzuerkennen, nicht aber seinen Anspruch, Gott zu sein. Denn gerade das können wir nicht sagen. Ein bloßer Mensch, der solche Dinge sagen würde, wie Jesus sie gesagt hat, wäre kein großer Morallehrer. Er wäre entweder ein Irrer – oder der Satan in Person. Wir müssen deshalb entscheiden: Entweder war – und ist – dieser Mensch Gottes Sohn, oder er war ein Narr oder Schlimmeres. Wir können ihn als Geisteskranken einsperren, wir können ihn verachten oder als Dämon töten. Oder wir können ihm zu Füßen fallen und ihn Herr und Gott nennen. Aber wir können ihn nicht mit gönnerhafter Herablassung als einen großen Lehrer der Menschheit bezeichnen. Das war nie seine Absicht; diese Möglichkeit hat er uns nicht offen gelassen. […] So stehen wir nun vor einer erschreckenden Alternative. Entweder war (und ist) dieser Mann, von dem wir reden, genau der, der er zu sein behauptete, oder er war ein Irrer, wenn nicht Ärgeres. Nun scheint es mir allerdings klar, daß er weder ein Irrer noch ein Teufel war; das bedeutet dann aber, daß ich anerkennen muß, daß er Gott war und ist – auch wenn mir das seltsam oder furchterregend oder einfach unwahrscheinlich vorkommt. Gott ist in menschlicher Gestalt auf diese feindbesetzte Erde gekommen.“[1]


[1] Clive Staples Lewis. Pardon, ich bin Christ: Meine Argumente für den Glauben. Brunnen: Gießen, 201221. S. 56-58.

Der C. S. Lewis Adventskalender – 4/24

Manchmal kann ein Zitat einfach für sich stehen:

„Wie sollten wir uns in der Gegenwart wirklich schlechter Menschen verhalten? […] ‚wirklich schlechter Menschen, die mächtig, wohlhabend und unbußfertig sind‘ […] Christus ist unser Vorbild – Christus im Gespräch mit der samaritanischen Frau am Brunnen, Christus in der Begegnung mit der Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde, Christus beim Essen mit den Zöllnern. Damit meine ich natürlich, dass seine Demut, seine Liebe, seine völlige Gleichgültigkeit gegenüber dem üblen Ruf und den entstellenden Schilderungen, die er sich damit einhandeln konnte, uns Vorbild wird; nicht etwa, […] dass irgendeiner von uns, der dafür nicht durch sein Priesteramt, sein Alter, seine langjährige Beziehung oder durch die ehrliche Bitte der Sünder selbst qualifiziert wäre, andere Menschen auch nur mit einem Hauch der Autorität Christi zurechtweisen und ihnen Vergebung zusprechen könnte, ohne unverschämt und anmaßend zu sein. (Man muss sehr aufpassen, dass nicht unser juckendes Verlangen, andere herablassend zu behandeln und uns wichtigzutun, sich als Berufung tarnt, den ‚Gestrauchelten‘ zu helfen. Oder uns den Blick dafür verschleiert, dass wir selbst gestrauchelt sind – und in Gottes Augen vielleicht noch viel schlimmer.)“[1]


[1] Clive Staples Lewis. Das Gespräch mit Gott: Beten mit den Psalmen. Brunnen: Gießen, 20193. S. 79f.

Der C. S. Lewis Adventskalender – 3/24

„Kirche hat man früher gebraucht.“ So lautete einmal eine Antwort eines guten Freundes von mir auf die Frage, was Kirche denn für ihn sei. Ich denke, dass viele Menschen diesen Satz unterstreichen könnten. Eventuell würden sie ihn sogar abwandeln und sagen: „Glauben hat man früher gebraucht.“

Der Glaube an Jesus Christus gilt für bestimmte Personen heutzutage als überholt. Doch ist ein „Überholtsein“ gleichzusetzen mit „Falschsein“? Ein Freund von Lewis radierte diese Vorstellung aus dessen Kopf:

„Zuerst machte er kurzen Prozeß mit dem, was ich meinen ‚chronologischen Snobismus‘ genannt habe: dem unkritischen Annehmen des intellektuellen Klimas, das in unserer eigenen Zeit verbreitet ist, und der Annahme, daß alles, was nicht mehr aktuell ist, aus diesem Grunde diskreditiert sei. Man muß herausfinden, warum es nicht mehr aktuell ist. Wurde es je widerlegt (und wenn ja, von wem, wo und wie schlüssig) oder kam es einfach aus der Mode? Ist das letztere der Fall, so sagt das nichts darüber, ob es wahr oder falsch ist.“[1]


[1] Clive Staples Lewis. Überrascht von Freude. Brunnen: Gießen, 2007. S.251.

Der C. S. Lewis Adventskalender – 2/24

Der Kampf zwischen Wissenschaft und Glaube wird (unnötigerweise) nach wie vor von Menschen ausgefochten. Einige meinen dabei, der Wissenschaft würde (oder müsse) es darum gehen, Gott zu widerlegen. Nach Lewis gehört die Frage um die Existenz oder Nichtexistenz Gottes allerdings gar nicht zur Wissenschaft:

„Wieso aber die Dinge überhaupt da sind und ob hinter den Dingen, mit denen die Wissenschaft zu tun hat, noch etwas anderes steht, das ist keine wissenschaftliche Frage. Wenn es ein solches ‚Dahinter‘ gibt, dann wird es den Menschen entweder völlig unbekannt bleiben, oder es muß sich auf eine andere Art offenbaren. Weder die Behauptung, so etwas existiere, noch die Behauptung, es existiere nicht, können von der Wissenschaft gemacht werden. Und normalerweise behaupten echte Wissenschaftler auch nichts Derartiges. Meistens tun das Zeitungsleute oder Erfolgsschriftsteller, die ein paar Brocken aus pseudo-wissenschaftlichen Büchern aufgeschnappt haben. Schließlich ist das Ganze ja auch eine Angelegenheit des gesunden Menschenverstandes. Selbst wenn wir davon ausgehen, die Wissenschaft könnte einmal alles erforschen und jedes Ding im Universum erklären, würde die Fragen nicht trotzdem bleiben? ‚Warum existiert das Universum?‘, ‚Weshalb besteht es unverändert fort?‘, ‚Hat es irgendeinen Sinn?‘“[1]


[1] Clive Staples Lewis. Pardon, ich bin Christ: Meine Argumente für den Glauben. Brunnen: Gießen, 201221. S.34.

Der C. S. Lewis Adventskalender – 1/24

Es ist sehr interessant, welche Vorstellungen heutzutage über das Christentum existieren. Viele davon haben mit der eigentlichen Sache wenig zu tun. Teilweise liegt das daran, dass sich Nichtchristen nicht richtig informieren. Für andere (falsche) Ansichten sind wir Christen (leider) selbst verantwortlich. Gerade deshalb ist eine gute Definition besonders wichtig. C. S. Lewis bringt den christlichen Glauben so auf den Punkt:

„Der Kernpunkt des christlichen Glaubens besteht […] darin, daß uns der Tod Christi irgendwie mit Gott versöhnt und die Möglichkeit zu einem Neubeginn gegeben hat. Theorien darüber – und es gibt unzählige -, wie das geschieht, sind ein anderes Problem. Aber alle Christen sind sich darüber einig, daß Christi Tod dies bewirkt. […] Uns wird gesagt, daß Christus für uns getötet wurde, daß sein Tod unsere Sünden weggewaschen und den Tod selbst zunichte gemacht hat. Das ist die Formel. Das ist das Christentum. Das müssen wir glauben. Daneben sind all unsere Versuche, zu erklären, auf welche Weise Christi Tod das bewirkt, nebensächlich. Sie sind nichts weiter als Pläne, Hilfsmittel, die wir beiseite legen sollten, wenn sie uns nichts nützen, und die, selbst wenn sie uns nützen, nicht mit der Sache selbst verwechselt werden dürfen.“[1]


[1] Clive Staples Lewis. Pardon, ich bin Christ: Meine Argumente für den Glauben. Brunnen: Gießen, 201221. S. 58. 60.